Ab und zu erreichen mich Nachrichten von Menschen, die sich dafür entschuldigen, mit dem bizarren Bereich nichts anfangen zu können. Die fragen, ob es okay sei, wenn sie nur Kuschelsex mögen.
Diese Menschen freuen sich, wenn ich mit einem freudigen “ABSOLUT!” reagiere.
Denn auch, wenn meine Außenwirkung ab und zu sehr Bizarr-lastig ist, identifiziere ich mich durchaus als Kuschelmaus und liebe es, sinnlich zärtlich mit Menschen intim zu werden. (Noch ein Grund, warum diese Website bald ein neues Design bekommt, Stand April 2024!)
Menschliche Sexualität ist ein Spektrum. Sie ist oft auch dynamisch. Für mich ist sie vor allem responsive.
Meine Interessen sind breit aufgestellt. Ich kann feurig-harten Sex ebenso genießen wie sinnlich-softe Leidenschaft, Kuscheln ebenso wie Spanking. Für mich entscheidend ist mein Gegenüber.
Das zu erkennen, hat für mich etwas gedauert.
Lange wollte ich mich in Schubladen oder Kategorien einordnen und war verwirrt, dass ich mich für keines der Labels (Girlfriend, bizarr, devot, dominant) entscheiden wollte… oder gar konnte.
Heute weiß ich: So funktioniert eben meine Sexualität.
Responsive Sex Drive
Das klassische Bild von Lust ist spontan. Wir sehen etwas – eine Situation, eine Person – das uns anmacht und verspüren Lust auf Sex. Wir suchen ihn oder initiieren ihn.
Bei mir war das nie so. Ich dachte lange, mit mir stimmt was nicht. Spontane Lust? Bei mir Fehlanzeige.
Kaum war jedoch eine andere Person involviert, loderte das Feuer. Ich brauche das Knistern, die Dynamik, den Hautkontakt, das Küssen, um in Fahrt zu kommen.
Das nennt sich “responsive desire”, also reaktive Lust – Lust, die erst in Reaktion auf eine Aktion entsteht.
Seit ich das gelernt und verstanden habe, kann ich auch meine eigene Sexualität besser einordnen. Es passt sehr gut zu meinem “Reaktions-Fetisch”. Denn ich ziehe eine enorme Befriedigung daraus zu sehen, wie ich anderen Lust bereite.
Kuschelsex und Girlfriend Experience
Wenn ich dann den unsicheren Anfragen versichert habe, dass ich liebend gerne kuschle und auch Blümchensex genieße, ist die Erleichterung groß.
Viele Menschen sehnen sich nach Berührung, nach Intimität, nach Nähe, physisch wie psychisch. Beim Kuschelsex kommt alles zusammen: Viel Hautkontakt, aber auch eine Verletzlichkeit, die sanfte Berührungen und langsame Leidenschaft mit sich bringen.
Nicht umsonst ist für viele Küssen intimer als Penetration.
Für mich stimmt das auch. Erst, wenn ich eine Person küsse, kann ich eine tiefe Intimität aufbauen. Wenige meiner Treffen laufen ohne innige Küsse ab – und dann auch nur, weil mein Gast bzw. Gästin es wünscht – und nach solchen Begegnungen fühle ich mich immer distanziert. Irgendwie weniger aufgeladen mit positiver Energie.
Denn ja, Sexarbeit ist Energieaustausch.
Kuschelige Energie hat viele Facetten
Wie sich dieser Energieaustausch gestaltet, kommt immer auf die individuelle Dynamik an. Ich liebe den Facettenreichtum, der mir begegnet, auch bei Kuschelsex.
Ein Gentleman in Stuttgart war explizit in seinem Wunsch nach Berührung. Nach einer OP würde es mit der Erektion nicht mehr so klappen, aber er liebt es eh, mit der Zunge zu verwöhnen. Es kam in unserer Session zu keinerlei Penetration, es waren reiner Haut-auf-Haut-Kontakt, endlose Küsse und intensive Zungenakrobatik.
Ein anderer Herr begegnete mir leidenschaftlich feurig – so wie es ein Gast aus Bayern gerne tun würde und auch tat, als er noch jünger war.
Im Alter verändert sich aber der Körper und manches funktioniert nicht mehr so, wie früher. Das zu akzeptieren, ist ein Prozess. Ihm hilft aktuell Slow Sex. Das ist ein großes Themenfeld. Verkürzt gesagt lässt sich Slow Sex als bewusstes und explizit verlangsamtes Genießen des Moments beschreiben, wodurch selbst kleine Bewegungen enorme Lust auslösen können.
Doch es gibt kein klassisches “jung” vs. “alt” bei männlichen Sexualpartnern. Es lässt sich nicht verallgemeinern, auch wenn wir das selbst meist tun, wenn auch unterbewusst. In Stuttgart kam ein Jungspund (das darf ich mit meinen 33 inzwischen sagen) etwas macker-mäßig an, wollte ständig die Stellung wechseln und zeigen, was er für ein toller Stecher ist. Das war auch echt schön, aber ich spürte, dass er eigentlich was anderes braucht. Als er dann unter mir lag und ich verlangsamte, mit Bedacht berührte, die Geschwindigkeit raus nahm und ihm auch zu verstehen gab, dass ich nun das Tempo vorgab… schmolz er regelrecht dahin.
Körper kommunizieren. Sie zeigen Dir, was sie brauchen, wenn Du gut zuhörst und aufmerksam bist. Dieses Feingefühl zu finden, war und ist ein Prozess für mich. Ich lerne immer weiter und genieße jede Berührung.
Denn ja, ich liebe auch Kuschelsex!