Zu Beginn meiner Zeit als Independent Escort erhielt ich manchmal Fragen, die mich verwirrten.
“Darf ich in der Stunde auch zweimal spritzen?”
“Äh klar, warum auch nicht?” fragte ich.
Andere fragten mich nach meiner “Service-Liste” und meinen “Extras”.
Erst später verstand ich die Hintergründe. Ein Freund von mir, der auch gerne mal ein Paydate erlebt, schickte mir einen Screenshot, den er gerade von einer Dame erhalten hat.
Ich hab ihn in den Untiefen meiner WhatsApp-Historie gefunden und teile ihn hier:

Hier noch ein Beispiel:

Aha! Das meinen die potentiellen Gäste also.
Warum ich keine Service-Liste habe
Sollte ich auch so etwas machen? Scheinbar erwarten Kunden das… Doch sich wie von einer Speisekarte ein Menü zusammenzustellen, wirkte auch mich schon damals abtörnend. Wie soll das gehen?
“Hallo, ich hätte gerne 60 Minuten Girlfriend mit zweimal Kommen und nem richtig nassen BJ plus AV in Doggy.”
Was, wenn der Gast durch Nervosität schwer zum Orgasmus kommt oder ich merke, dass anal heute nicht so meins ist?
Ich entschied mich für einen Fließtext, den ich per Copy-Paste an Menschen schicken konnte. Später hatte ich für Trips in andere Städte dann Blog-Posts, auf die ich linken konnte, welche alle Details hatten, inkl. FAQs. Da schränkte mich wenigstens die maximale Zeichenanzahl von Whatsapp-Nachrichten nicht ein.
Die Frage, was ich denn so alles anbiete bzw. was mir mir möglich sei, erreichte mich allerdings häufig. Damals experimentierte ich mit Aufzählungen und auch auf meiner Homepage findet sich eine Art Liste, die ich aus Zeitmangel noch nicht überarbeiten konnte.
Inzwischen kann ich meine Vorlieben recht einfach erklären (bewusste Berührung, alles andere kommt auf unsere Dynamik an) und erreiche vor allem auch eine Zielgruppe, die sexuelle Begegnungen als Erlebnis sieht, nicht als Aneinanderreihung von Stellungen oder Handlungen.
Klar ist es wichtig zu fragen, ob bestimmte Praktiken möglich sind, wenn der Mensch, der mich besucht, das unbedingt erleben möchte. Aber die Welt von “30 Min mit 2x spritzen und AV extra” ist mir fremd.
Was ich als “Extras” definiere
Somit hatte ich nie große Extras, nach anfänglichem Experimentieren, das mir zeigte, dass ich mich damit nicht wohl fühle. Lust auf Penetration, wenn es dazu kommt, habe ich an sich immer. Ebenso liebe ich es, mein Gegenüber oral zu verwöhnen. Aber die Vorstellung, ein Mensch “bucht” AV als Extra, lässt mich schon verkrampfen.
Meine Sexualität mag keinen Druck. Kein Bewusstsein, etwas zu müssen, weil dafür bezahlt wurde.
Deshalb basiert mein Honorar eben auf gemeinsamer Zeit, nicht auf Handlungen oder Ergebnissen.
Und das übertrage ich auch auf meine Gäste: Wie oft ein Mensch bei mir zum Höhepunkt kommt, war für mich schon immer zweitrangig. Was wir konkret erleben, wird sich zeigen.
Die einzige Ausnahme: Mehraufwand wie Latex, Massage-Equipment (wenn nicht eh da), oder wenn ich im Refugium Divine z.B. während einer Session den Raum wechseln soll/darf, und dadurch zusätzlich putzen muss.
Das berechne ich dann “extra”. Aber das ist verständlich, oder?
Aber: Service-Listen können viel bringen
Ich möchte mit diesen Gedanken auf keinen Fall die Service- und Aufpreis-Listen der Kolleg*innen abwerten. Wenn das für Sexarbeitende eine gute Möglichkeit ist, klar zu kommunizieren, was sie anbieten, und die Zielgruppe das gut verarbeitet – super!
Für mich passt das aber nicht. Da ist eben jede*r in der Branche anders und findet einen eigenen Weg.
Abschließend interessiert mich brennend …
Hast Du Erfahrungen mit solchen Listen? Findest Du das sinnvoll, wenn es vom Kontext her passt?



Ich finde solche Listen überflüssig. Auf deiner Homepage sind doch deine Vorlieben und Tabus aufgeführt und das dein Honorar von der Dauer des Dates abhängt kann jeder nachlesen der deine Homepage besucht.
Wer sich unsicher ist darf doch sicherlich bei dir nachfragen.
Da ich noch keine Erfahrungen mit Escort Damen habe bin ich froh, dass wir uns beim ersten Date ersteinmal annähern und dann schauen was passiert.
Ich würde an deinem Konzept nichts ändern!
Danke dir!
Preislisten mit „Extras“ – ja oder nein? Das ist aus meiner Sicht einerseits eine ideelle Frage, sprich eine Deiner Berufsauffassung.
Das ist andererseits aber auch eine sozioökonomische Frage.
In den sozialen Schichten, in denen Deine Kundschaft unterwegs ist, wirken solche Preislisten billig und prollig, das merke ich an meiner eigenen Reaktion darauf und an den Preisbeispielen, die Du gibst. Würdest Du solche Listen benutzen, wäre das geradezu geschäftsschädigend, weil es ein Image erzeugen würde, das weder zu Dir noch zu Deinen Gästen paßt.
Aber andere Sexarbeitende mit einer weniger zahlungskräftigen Kundschaft müssen mit ihnen arbeiten, um genügend Einkommen zu generieren: Sie können Kundschaft nur mit einem niedrigeren Basispreis mit beschränktem Angebot gewinnen und müssen dann mit Preislisten und Extras ihr Einkommen wenigstens ein bißchen steigern.
Preislisten sind insofern meines Erachtens schichten- und zielgruppenspezifisch.
Ideel, das trifft es gut! Danke dir, lieber Hans!
Wenn der Kontext paßt, kann das Sinn machen. Gerade was nicht erwünscht sollte klar kommuniziert werden.
Wenn ich solche Listen sehe, habe ich schon keine Lust mehr. Da bin ich wieder im Stigma unterwegs und fühle mich selbst unter Druck gesetzt. Das will ich nicht….
Klar diese Treffen kosten Geld und wenn ich jetzt noch zum „Porno Gym“ gehe um noch besser potenielle Listen abarbeiten zu können und so die Effizienz der Treffen zu steigern, wird mir schlecht. Ein Mensch ist keine „Sexmaschine“.
Habe ich als Gast das Recht auf alle Abkürzungen dieses Gewerbes bis auf kommunizierte „No gos“?
Denke wenn die Dynamik es ergibt ist gut und wenn nicht tut vielleicht auch einfach mal die Körpernähe gut, auch wenn man die „Checkliste“ nicht vervollständigt hat.
Nicht jeder Tag ist gleich.
Hallo, Christoph!
Aus meiner Sicht sind solche Listen, die auch mich völlig abtörnen, ein Phänomen, das von der sozioökonomischen Situation der sexarbeitenden Person und von der Schicht- und Bildungsmilieuzugehörigkeit der Zielgruppe abhängt. In Jays beruflichem Kontext wären sie absolut kontraproduktiv, während weniger privilegierte Sexarbeiter:innen auf sie angewiesen sind, vgl. meine Kommentare auf Patreon und hier (derzeit noch nicht von Jay freigeschaltet).