Das ist eine Frage, die sich mir als Millennial häufig stellt. Wie 85% meiner Generation kosten mich Telefonate Mut und ich bin viel lieber via E-Mail oder WhatsApp unterwegs. 

Das klappt auch ganz gut. Die meisten Anfragen erreichen mich via Nachricht. Doch immer wieder rufen Menschen an, wenn sie meine Anzeige sehen, obwohl ich um geschriebene Kontaktaufnahme bitte. 

Dieses Wochenende habe ich also den letzten Mut zusammengekratzt und bin tatsächlich ans Handy gegangen, als mich eine unbekannte Nummer aus dem Nichts heraus anrief.

(Okay, ganz aus dem Nichts war es nicht, denn schließlich hatte ich ja eine Anzeige online.)

Verbale Massage

Anrufer 1 hat eine angenehme Stimme und steigt gleich mit dem Wesentlichen ein. 

“Ich habe deine Anzeige entdeckt und wollte fragen, ob du auch Penismassagen anbietest.”

“Ja, sehr gerne.”

Wir plaudern ein bisschen über seine Vorlieben, damit ich ein Bild von seinen Wünschen bekomme und ich frage ihn, wann er Zeit hat. 

“Ich bin ab morgen wieder in Berlin und muss erst schauen.”

Okay… Ich bleibe freundlich, bin aber nun skeptisch, ob der Anruf tatsächlich dem Zweck der Treffensvereinbarung dienen sollte. Im Nachhinein klingt es eher wie ein Tastenw*chser. 

Mal sehen, vielleicht überrascht er mich. 

Ein Träumchen

Ganz sicher bin ich mir inzwischen beim zweiten Anruf. Hanseatischer Dialekt, fragt ob ich auch Hausbesuche mache. 

“Ja klar, da kommt aber je nach Entfernung noch eine Anfahrtspauschale hinzu. Wo bist du denn anzutreffen, in welchem Kiez?”

“Ich bin in Mitte.”

An sich super, das ist gut mit Öffis zu erreichen und ich muss nicht eine Stunde durch Brandenburg. Was ich natürlich auch mache, aber das ist dann schon aufwändig und meistens wollen die Anfragenden keine 150-200€ Anfahrt zahlen. 

“Was ist denn so möglich, im devoten Bereich? Was gefällt dir?”

Den Nachsatz finde ich gut. Generell habe ich bei ihm ein sehr gutes Bauchgefühl, aber das hat mich schon oft getäuscht bei Terminanfragen, sodass ich darauf nicht mehr viel gebe. 

Wir sprechen vor allem übers Fesseln, was er wohl sehr gerne mag. Am liebsten soll ich gleich länger kommen, so drei bis vier Stunden, dass es sich auch lohnt.

“Geld ist kein Thema”, sagt er. Ich sei “ein Träumchen”, das passe ja perfekt. 

Wir haben alle Details geklärt. Ich erwähne die Anzahlung. 

“Ja, mach ich dann gleich. So 300 oder 400 Euro sollten reichen? Rest dann bar. Und bei Bedarf kann ich verlängern?”

Es klingt ein bisschen zu schön. 

Ich unterdrücke meine Hoffnung, denn auch auf der BDSM-Ebene sind wir sehr kompatibel und ich würde mich sehr freuen, meinen Aufenthalt in Berlin mit einer Bondage-Session zu starten. 

“Triffst du dich auch mit mehreren Männern?” kommt von ihm kurz darauf über WhatsApp.

Wir telefonieren nochmal. Sein bester Freund und er machen das gerne auch mal zu zweit. 

Ich willige ein, dass er den Freund mal fragt, ob es am nächsten Abend klappen würde und verabschiede mich, denn ich hab ja noch andere Dinge zu tun an diesem Sonntag als telefonieren. 

Abends… kein Piep von ihm. 

Ich frage nochmal nach, wie es aussieht. Habe inzwischen auch andere Anfragen für den gleichen Tag. 

“Ja hab ich ja gesagt q8 Uhr musst du nun sagen wenn termin du nimmst den oder den anderen” kommt als Nachricht zurück. 

Hä? Ich erkläre nochmal, dass ich ihm zugesagt habe und nur noch auf die Anzahlung als Bestätigung warte. 

Keine Rückmeldung. 

Kurz nach Mitternacht  meldet er sich, was ich erst am nächsten Morgen sehe, und erklärt, er war auf einem Feuerwehreinsatz und konnte nicht schreiben. 

Ich gebe ihm noch einen Vertrauensvorschuss und eine Deadline bis 12 Uhr mittags. Wenn bis dahin keine Anzahlung da ist, dann wird es nichts. 

“Ja, mache ich dir gleich nach der Dusche über Paypal fertig”, schreibt er. 

Ich warte. 

Und warte. 

“Das ist aber eine lange Dusche 😉 “ schreibe ich, wohlwissend, dass ich meinen Abend anderweitig verplanen werde. 

Um 12.03 Uhr schreibe ich ihm, dass es dann nichts wird. Wenn er nochmal etwas ausmachen will, dann nur, wenn die Anzahlung 24 Stunden vorher da ist. 

Aber das wird es glaube ich nie geben. So wie es aussieht, wurde ich verarscht. 

Entweder hat er sich’s anders überlegt und nicht den Mut, es zu sagen, oder er wollte nie ein Treffen und nur sein Kopfkino befeuern. 

Ist das bei Telefonierenden noch weiter verbreitet als bei den Tastenw*chsern? 

Wie ich jetzt damit umgehen… hm. Ich brauche mehr Daten. Werde also öfter mal bei unbekannten Nummern ran gehen. 

Vielleicht belehrt mich die Menschheit eines Besseren?

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