Diese Woche verwandelte sich ein himmlisch entspanntes Overnight in eine Odyssee mit der Deutschen Bahn. Was passiert mit der Buchung, wenn äußere Einwirkungen zu Verspätung führen oder anderweitig ein Treffen erschweren? Auf meiner fast 12-stündigen Reise hatte ich ein bisschen Zeit, mir Gedanken zu machen. 

Pünktlichkeit ist keine Zier

Pünktlichkeit war mir schon immer wichtig. Ich bin lieber zehn Minuten zu früh da und spiele noch am Handy, als eine Sekunde zu spät zu erscheinen. Manchmal bin ich leider auch knapp unterwegs. Wenn das passiert, sage ich Bescheid, sobald ich es abschätzen kann, und entschuldige mich. 

Kurzum: Selbst der Gedanke, ich könnte zu spät kommen, stresst mich. Mich zu einem Date über vier Stunden zu verspäten, ist somit absolut undenkbar.

Tja. Für die Deutsche Bahn ist das mehr als möglich. 

Die Ausgangssituation

Aber mal von Anfang: Ich sollte von Dienstag auf Mittwoch ein Overnight mit einem wunderbaren Menschen in Hamburg verbringen. Mit dem ICE von Hanau nach Frankfurt Flughafen, von dort aus in die Hansestadt.

Als mir der DB Navigator beim ersten ICE bereits Verspätung anzeigte, fuhr ich kurzentschlossen mit dem Regio davor. So konnte ich sogar noch Proviant für die Reise besorgen und war um 12 Uhr freudig bereit am Bahngleis. 

Dieser Zug sollte leider sein Ziel nie erreichen. Denn zwischen Frankfurt und Limburg beendete ein Mensch sein Leben, indem er ins Gleis trat.

Dieser sogenannte “Personenschaden” ist mir als langjähriger Bahnkunde leider nicht neu. Im betroffenen Zug saß ich aber noch nie. Die schnelle Bremsung werde ich wohl nie vergessen. Dann standen wir erst einmal eine gefühlte Ewigkeit. Die Ansagen klangen (verständlicherweise) sehr bedrückt.

Gespannt verfolgte ich, wie die um mich sitzenden Erwachsenen ihren Kindern versuchten zu erklären, dass der Zug einen Unfall hatte, ohne Details zu verraten. Ich war froh, nicht an ihrer Stelle zu sein. 

Gegen 12:30 Uhr kamen wir zum Stillstand. Circa 14:45 Uhr wurden wir abgeschleppt und ein paar hundert Meter zum nächsten Bahnhof gezogen. Dort wartete ein ICE, mit dem wir weiterfahren sollten, einen Wagon kürzer als der ohnehin schon überfüllte Zug. 

15:35 Uhr. Alle waren umgestiegen. Anstatt uns aber einfach weiter Richtung Hamburg zu fahren, endete dieser Zug in Köln um 16:20 Uhr. 

Zeit für nen Oat Cappuccino.

Laut Navigator waren die ICEs hinter unserem auch bald in Köln. Aus 16:45 Uhr wurde aber 17:03 Uhr, aus 17:03 Uhr dann 17:35 Uhr. 

Neue Ankunftszeit in Hamburg: 21:45 Uhr anstatt 17:20 Uhr. Über vier Stunden später. 

Die Möglichkeiten

Schon während des ersten Stillstandes auf der Strecke gingen mir zig Szenarien durch den Kopf: 

  • Was, wenn ich gar nicht mehr nach Hamburg komme? 
  • Was, wenn ich ankomme, aber viel zu spät?
  • Wie handhaben wir das Overnight zeitlich? Lässt sich was “hinten dran hängen” oder ist es dann einfach verkürzt mit entsprechend weniger Honorar?  

Zum Glück kannte ich den Gastgeber bereits und wusste, dass wir da auf jeden Fall eine gute Lösung finden. Im Idealfall können wir am nächsten Tag etwas Zeit dran hängen. Von meiner Seite war das denkbar, da ich am folgenden Abend private Pläne mit verständnisvollen Menschen hatte. 

Sollte das nicht gehen, würde ich vorschlagen, das Date zu verkürzen und eben weniger berechnen. In diesem Fall kann mein Gastgeber ja genauso wenig dafür wie ich, dass ich erst so viel später ankomme. 

Wäre das ein Thema zwischen Unternehmen, würden sie vermutlich mit höherer Gewalt argumentieren und das volle Honorar berechnen. Diese Argumentation kann ich nachvollziehen, doch in dem Fall würde sich das für mich falsch anfühlen. 

Andere Berufe sind für solche bzw. ähnliche Szenarien mit Berufshaftpflicht oder Ausfallversicherung abgesichert. Würden solche Versicherungen auch Treffen in der Sexarbeit abdecken? Ein spannendes Gedankenexperiment. Falls Du hierzu Einblicke hast, melde Dich gerne! 

Das Ergebnis

Schlussendlich wurde es trotz des holprigen Starts ein absolut wunderbares Treffen. Unser Dinner verlagerten wir bereits während meiner Odyssee vom veganen Restaurant in der Innenstadt auf den Italiener ums Eck vom Hotel. 

Dann schrieb ich: “Du kannst dir schon mal überlegen, ob wir morgen einfach ein bisschen Zeit dran hängen. Oder wie wir das handhaben wollen 🥰”

Seine absolut tiefenentspannte Reaktion beruhigte mich sehr, unser kurzes Telefonat überzeugte mich vollends, dass die “Anfahrtsschwierigkeiten” unsere geplante Auszeit vom Alltag nicht verhindern würden. 

Freudig tauschte ich Jeans und T-Shirt in der Bahntoilette gegen Kleid und Dessous, und stieg mit einem breiten Grinsen aus, als der Zug endlich in Hamburg ankam… 

Für die Zukunft

Für zukünftige Treffen nehme ich für mich mit, dass ich bei längeren Anfahrten noch mehr Puffer einrechnen werde. Und im Vorfeld kläre, was im Falle von Zugverspätung passiert. 

An dieser Stelle meine Frage an Dich: Was würdest Du Dir wünschen, als Gastgeber? 

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