Auf der Massageliege neben mir fallen eine Dame Ende 50 und ein blonder Herr Mitte 30 über einen nackten Mann im Hogtie her. Eine Liege weiter malt eine grinsende 20-jährige mit Fingernägeln rote Linien auf den Rücken meines Lieblingsmenschen. Vom Obergeschoss schallt das dumpfe Echo von Floggerschlägen und Stöhnen. Ich massiere einen jungen Mann, der im Schritt bedeckt bleiben wollte, und sich ein Gefühl von Gehaltensein wünscht und wunderbar empfindliche Nippel hat. Willkommen bei Kinky Lomi!
Denn ja, das alles fällt unter diese Art der Massage. Wie Jana und Stefano, unsere wunderbaren Lehrenden, am ersten Tag sagten: “Kinky Lomi existiert nicht. Es ist eine Idee.”
Am dritten Tag des Workshops verstehe ich, was sie damit meinen.
Was ist Kinky Lomi?
Kinky Lomi ist eine Kombination aus Lomi Lomi Nui, einem hawaiianischen Massage Ritual, und “kinky Elementen”.
Ja, so verdutzt habe ich auch geguckt, als ich es zum ersten Mal hörte.
Lomi Lomi lässt sich einfacher definieren. Vor mehr als 5000 Jahren von den Kahunas, den Schamanen in Hawaii, als Heil- und Initiationsritual für Transformation und Neubeginn in die Welt gebracht, ist es eine Art Körperarbeit. Lomi Lomi unterstützt Körper und Seele bei Transformation und inneren Prozessen.
Klar entspannt es auch, wenn ich mit warmem Öl sowie meinen Händen und Unterarmen den nackten Körper überall berühre, knete, drücke… Doch bei Lomi Lomi Nui, der Art von Lomi Lomi, die ich nun beginne zu lernen, geht es auch um Körper- und Energiearbeit.
Wer hierzu mehr wissen möchte, findet bei Lomi Ausbildung Berlin eine hilfreiche Beschreibung.
Wie wird das dann kinky?
Das ist schwieriger zu erklären. Ich konnte mir bis zum Workshop wenig vorstellen. Auch die Erzählungen meines Partners halfen nicht. Ich wusste nur, dass er noch nie so begeistert von einer Massage war, wie von Kinky Lomi. Also folgte ich seinem Impuls, den Workshop in Freiburg zu besuchen.
Was ist Kinky Lomi nicht?
Nun weiß ich mehr. Es gibt nicht “die Kinky Lomi” Massage. Sie entsteht immer individuell im Moment zwischen gebender Person und empfangender Person.
Sie findet meist ohne Lunghi statt, also ohne Tuch, das wie bei Lomi Lomi die Genitalien bedeckt. Ich kann also bei Kinky Lomi die Genitalien massieren oder auch stimulieren, um erotische Energie explizit mit einfließen zu lassen.
Wie weit das geht, kommt auf die empfangende Person drauf an. Dabei ist und bleibt es eine Massage – keine BDSM Session oder auch kein Escort Date.
Schmerzreize setzen, die Person an die Liege fesseln, oder einfach nur leicht intim Berühren, die Bandbreite ist unendlich.
Für mich persönlich wichtig: die empfangende Person ist passiv. Sie genießt, verarbeitet die Energien, und kommuniziert auch – durch Laute, Stöhnen oder ein paar Worte.
Denn Kommunikation ist unverzichtbar: Vor allem, wenn Schmerzen mit ins Spiel kommen, wird im Vorgespräch klar ausgemacht, wie die empfangende Person sagen kann, dass es gerade zu viel wird (Ampel System oder Ähnliches).
Dafür gibt es bei Kinky Lomi immer einen Check-In vorab und ein Nachgespräch.
Für mich als massierende Person ist das auch enorm wichtig, damit ich einen Rahmen bekomme, was möglich, was gewünscht und was tabu ist.
Das transformative Potential
Durch den Workshop habe ich nur einen kleinen Einblick in Lomi Lomi bekommen – doch das enorme Heilpotential der Massage wurde mir klar. Das sehe ich auch in Kinky Lomi. Vor allem Menschen, die mit ihrer Sexualität noch nicht so verbunden sind oder bestimmte Themen mit sich tragen, können hier forschen, ohne gleich ein intensives Escort-Date vereinbaren zu müssen.
Das Potential habe ich auch in der Praxis gesehen. Die erste Kinky Lomi, die ich am Workshop-Wochenende geben durfte, war eine 4-Hand (also zwei Personen massieren eine Person auf der Liege). Da alles sehr intuitiv ist, bin ich sehr begeistert, dass ich mit meiner Partnerin “in crime” so unglaublich gut harmoniert habe.
Wir beide hatten das Ziel, dem Dritten im Bunde eine wunderbare Erfahrung zu ermöglichen. Auch mit abgedeckten Genitalien, was er so wollte. Es ist schwer in Worte zu fassen, was das Wochenende emotional mit ihm alles gemacht hat. Aber einen Satz darf ich denke ich bedenkenlos teilen: “Ihr habt meinen Brustwarzen in den letzten 40 Minuten mehr Aufmerksamkeit geschenkt als sie in den letzten vier Monaten meiner Beziehung erhielten.”
Die zweite Massage war komplett anders. Meine Partnerin war nun die empfangende Person, auch mit abgedecktem Intimbereich, und Mr. Nippel mein Co-Masseur. Ich merkte schnell, dass er viel Massage Erfahrung aus anderen Bereichen mitbringt und fiel in die Rolle der sinnlichen Assistenz.
Sie wollte Wertschätzung – und das spendeten wir. Auch experimentieren wir mit Kratzen, beißen, leichten Schmerzen… sanftes Bondage. Es kam Erregung auf, doch die stand nicht im Vordergrund und es kam auch zu keinem Orgasmus. Dennoch passierte in ihr extrem viel innerlich.
Der Moment, als sie nach der Massage mit Tränen in den Augen zurück im Hier und Jetzt landete, wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben.
Wie die Kinky Lomi Reise weiter geht
Inzwischen bin ich zurück vom Workshop und dem intimen, spirituellen und kinky space. Doch die Geschichte fängt erst an.
Jana und Stefano haben wirklich ein Feuer in mir entfacht. Ich liebe Berührungen und ihre heilsame Wirkung. Sexarbeit ist für mich eben auch Heilarbeit.
Aber es braucht kein dreistündiges Escort Date. Zu erleben, was eine Massage in Menschen bewegen kann, und wie viel Freude und Spaß ich daran habe, das zu unterstützen, hat mir wirklich die Augen geöffnet und eine Tür aufgetan.
Ratet mal, wer im September das Einführungsmodul Lomi Lomi absolviert? Genau, ich!
Denn beim Workshop haben wir nur die Oberfläche von Lomi Lomi entdeckt – und ich möchte mehr. Vielleicht gehe ich sogar weiter und werde zertifizierter Lomi Lomi Practitioner, aber das kann ich im September genauer sagen.
Bis dahin möchte ich “in Übung” bleiben. Also schaltete ich kurzerhand eine Anzeige für Kinky Lomi zum Einstiegspreis … und voila, ich habe schon die ersten Anfragen für Stuttgart!
Wie es war, meinen ersten Kinky Lomi Gast zu massieren, ist aber ein Thema für einen extra Blog.
Für diesen möchte ich Workshop “Kinky Lomi” wärmstens empfehlen. Jana und Stefano haben einen wunderbaren Raum geschaffen und wirklich inspirierend und verständlich unterrichtet. Wenn Dich Massagen und Kinky alleinstehend reizen, dann ist das auf jeden Fall was für Dich!
Hier findest Du aktuelle Workshops.
Hallo Jay, es freut mich, dass dieses Seminar dich so berührt und geprägt hat. Erinnert mich sehr an mein einwöchigen Tantra-Grundseminar. Es freut mich auch, dass du die Kinky-Lomi schon in Stuttgart ausprobieren konntest und dass dies so ein besonderes Erlebnis war. Obwohl mich das natürlich etwas neidisch macht (grins) .
Viele liebe Grüße und bis Freitag
Jerry
Danke dir! Inzwischen habe ich mir auch den Bericht darüber angesehen und muss sagen, das ist wirklich sehr schön mitanzusehen. Der tantrische Weg ruft mich vielleicht doch in Zukunft?! DANKE Dir!