Wenn ich davon spreche, wie heilsam Sexarbeit sein kann, und wie sehr ich es liebe, Menschen auf ihrer erotischen Reise zu begleiten, ihnen bei ihren Herausforderungen zu helfen – dann geht ein Aspekt oft unter.
Das ganze kostet Geld.
Ein Overnight, um einen Neuanfang zu zelebrieren nach gravierender persönlicher Veränderung?
1.900 € plus Hotelkosten plus Abendessen plus Drinks.
Sechs Stunden sich ausprobieren und sich neu entdecken im Kontext von Intimität und Nähe?
1.100 € plus Essen
Drei Stunden Hausbesuch, um nach Jahren (oder Jahrzehnten) endlich wieder Haut zu spüren und Selbstbewusstsein zu sammeln für die private Sexualität?
750 €.
Ja, Sexarbeit kann Heilungsprozesse unterstützen.
Diese Art der Begegnung, genannt “supportive sexwork”, kann wegweisend sein. Sie kann Menschenleben prägen und verändern.
Aber sie kostet auch.
Wer kann sich das leisten?
Mein Kalender zeigt: Viele.
Doch das sagt noch nichts darüber aus, wie wir “leisten können” definieren.
Meinen wir damit den Familienvater, der die 500€ für eine Zeit mit mir vom Familienkonto nimmt, um endlich wieder Körperkontakt zu spüren, den er in der Ehe nicht bekommt?
Oder den Angestellten, der eine Schenkung nutzt, um mich öfter für länger zu treffen, wohl wissend, dass seine Mittel begrenzt sind?
Oder den Firmeninhaber, der zwar jammert, wie teuer seine Scheidung war, aber das Haus, in dem er mich empfängt, für horrend viel Geld umdekoriert hat?
Oder den Handwerker, der sich ein paar Stunden Auszeit vom Alltag zusammen spart, um endlich seinen Fetisch auszuleben, den er privat niemandem anvertrauen kann?
Meine Kundschaft ist vielfältig.
Noch vielfältiger sind ihre Motivationen, mich zu buchen.
Und nochmal unterschiedlicher sind ihre Verhältnisse zu meinem Honorar.
Wie viel ist Dir Dein Glück wert?
Bei dem Thema falle ich schnell in Marketing-Denken.
Denn kannst Du das Gefühl, das ich meinen Gästen gebe, oder die Unterstützung, die vielleicht ihr Leben langfristig und nachhaltig zum Positiven verändern wird, überhaupt in Geld aufwiegen?
Ich muss mich schütteln, um die Marketing-Brille wieder loszuwerden.
Klar kann eins das Gefühl in Geld aufwiegen – zumindest für mich als unterstützende Person. Es ist mein Honorar.
Wie viel das schlussendlich bewirkt, kommt auf mein Gegenüber und die Umstände an.
Manche ziehen enorm viel aus zwei Stunden mit mir.
Andere brauchen längere Begleitung und sehen mich regelmäßig seit drei Jahren.
Und ganz inspirierende Menschen buchen vier Menschen zugleich, um
- ihnen bei ihrer sozialen Phobie zu helfen,
- sie mit ihren Fantasien in Verbindung zu bringen,
- sie sexuell selbstbewusster zu machen,
- und das ganze praktisch in die Tat umzusetzen.
Ich bin Nummer 4. Und ich bin verdammt inspiriert von diesem Gast.
Dieser Mensch nimmt sich seiner Herausforderungen an. Er weiß, wo “der Hase im Pfeffer” liegt und wird tätig. Doch Coaching, Sessions, Online-Kurse und Treffen mit mir kosten einiges an Geld.
Heilung ist unbezahlbar, ja.
Doch irgendwie muss die Rechnung beglichen werden.
Wo hört “helfen wollen” auf?
Wie gehe ich damit um? Schließlich setzte ich mein Honorar selbst fest und habe die Option, Menschen entgegenzukommen.
Wenn mein Ziel ist es, Menschen zu helfen, wieso komme ich ihnen dann nicht entgegen?
Wieso sind Treffen mit mir teuer?
Warum sage ich nicht, “gib was Du kannst” oder “gib, was sich für Dich passend anfühlt”?
Kurzum: Weil auch ich von irgendwas leben muss.
Wäre ich nicht auf mein Honorar angewiesen, würde ich liebend gerne nur noch die Begegnungen auswählen, wo ich zu 100% weiß, dass ich helfen kann, und sagen: “Zahl mir, was für Dich passt.”
So ein Energieausgleich ist für mich aktuell leider nicht realisierbar.
Aber ich träume von einem Zeitpunkt, an dem das möglich ist.
Bis dahin lebe ich mit der Realität, dass viele, die meine Unterstützung gerne hätten, sie sich schlicht nicht leisten können.
Das tut weh.
Aber damit muss ich umgehen.
Zumindest aktuell.
Lieber persönlich . . .